Hüftgürtel in Eigenproduktion

Wer sich zum Training im orientalischen Tanz anmeldet, wird schon in der ersten Stunde auf den Hüften der neben einem stehenden Frauen glitzernde und klimpernde Tücher vorfinden.

Wozu dienen diese Hüfttücher?
Unter uns: Sich so ein Tuch um die Hüften zu binden, damit man besser tanzen kann, ist meiner Meinung nach eine raffinierte Erfindung der Händler. Jede Frau will recht schnell so ein Teil haben und schon hat sich ein riesiger Umsatzmarkt eröffnet.
Um seine Hüften orientalisch korrekt zu bewegen, brauche ich so ein Hüfttuch nicht wirklich.
Jedoch die Optik der "aufgepeppten Hüfte" hilft schneller zu erkennen, wo befindet sich meine Hüfte in Bezug zu meinem Körpermittelpunkt.
Habe ich die Hüfte wirklich waagerecht nach vorn oder zur Seite geschoben?
Ist der Beckenboden wirklich geschlosssen oder habe ich das Becken nach unten gekippt?
Wurde der Schwung der Hüfte nach re und li zackig oder nur lasch ausgeführt?
Das kann an der Aklustik des klapperndern Gürtels schneller erkannt werden.
Aber wenn 20 Frauen im Saal stehen und ihre Hüften nach re und li werfen, fällt mir es oft schwer die Anweisungen der Trainerin zu verstehen und natürlich dann auch sie schnell und korrekt aus zu führen.
Die "ägyptisch" genähten Tücher haben noch einen Nachteil: sie halten nicht lang. Schon in der ersten Unterrichtseinheit werden mit über 90%-iger Sicherheit die ersten Münzen und Perlen nach unten fallen. Das "Pling und Klirr" sorgt anfangs für Erheiterung. Aber nach dem 3. und 4. mal ist da nicht mehr lustig. Frau tritt schnell mal auf eine Perle drauf und das tut an der Fußsohle weh. Von der Unfallgefahr durch Wegrutschen will ich gar nicht erst reden. Und dann sieht das erste Hüttuch gar nicht mehr so toll aus.
Wie kommt man nun aus diesem Dilemma heraus?
Ich bin das Problem folgendermaßen angegangen:
1
Stoffauswahl
Bei einem Blick in den Stoffrestekoffer fand ich noch ein schönes Srück Stoff. (Wer sich mein Kostüm vom Februar 2007 an sieht, wird den Stoff wiedererkennen.)
Es wäre auch möglich dem örtlichen Stoffladen mal wieder einen Besuch ab zu statten und sich dort mit dem "Grundstoff" für das nächste Bastelprojekt zu versorgen. Günstig ist es einen Stoff zu wählen, der etwas dehnbar ist.
2
zuschneiden
Welche Form soll das zufünftige Stück haben? Ich entschied mich für die Variante: Halbrund-hinten-über-den-Po-und-vorn-zu-verknoten.
Wie gesagt, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, aber hier muß die erste Entscheidung mit Mut zur Tat gefällt werden. In dieser Version sind 2 Zahlen zu beachten:
a) wie breit soll der Gürtel werden = wie weit soll das Tuch bis über den Po reichen
b) wie groß ist der Taillenumfang und wieviel Stoff wird gebraucht, um vorn den Knoten binden zu können.
3
nähen
Schnell die Nähmaschine hervor geholt und die einzelnen Teile zusammen nähen
(Wenn ich ein genügend großes Stück Stoff gehabt hätte, wäre der Zuschnitt in einem Teil erfolgt, aber so mußte ich "anstückeln".)
und dann natürlich das Stück Stoff umsäumen. Bei dehnbarem Stoff gibt es hier die kleine Falle, dass es "zippeln" kann. Also schön gleichmäßig mit dem Nähandruck und der Nähgeschwindigkeit arbeiten. Sollte es doch ein wenig wellig werden, kann dann mit der Bestickung noch ein wenig korrigiert werden.
4
besticken
Und nun kommte der eigentliche, kreative und gleichzeitig Geduld erfordernde Teil, der mir die meiste Freude bereitet.
Je nach Form und Farbe, Vorliebe und Vorhandensein der verschiedenen Materialien kann hier experimentiert werden. Zur Nadel greifen und einfach los legen. Ihr werdet sehen, es entwickelt sich was Eigenes, auf das ihr wirklich stolz sein werdet.
Bei meinem letzten Einkauf im Ramschladen fand ich diese "Kristallkette". Diese legte ich auf den Stoff als Umrandung und nähte die einzelnen "Kristalle" fest.
Weil der Stoff schon mit einem Glitzerdruck ausgestattet ist, suchte ich mir die passendenen Palietten dazu und umrahmte mit diesen die einzelnen "Kristalle". Somit blieb ich ton in ton.
Wenn ich Palietten aufnähe, lege ich Wert darauf, dass Diese wirklich an ihrem von mir zugewiesenem Platz bleiben werden.
Mit dem "Rückstich" läßt sich das recht gut bewerkstelligen.
a) Von unten in den Stoff einstechen,
b) die Paliette auf die Nadel nehmen. Bei Schüsselpalietten darauf achten, dass die Wölbung immer in die gleiche Richtung zeigt.
c) neben der Paliette z.B. rechts einstechen und
d) links neben der Paliette die Nadel aus dem Stoff wieder heraus kommen lassen. Hierbei wähle ich den Abstand zum Rand der Paliette etwa halb so weit wie die nächste Paliette groß ist.
e) den Faden gleichmäßig fest anziehen.
f) Für die ganz Pingeligen unter uns Stickerinnen: Ich schiebe die zweite Paliette immer unter die erste, die dritte unter die zweite usw. Wenn das mit allen Palietten so gehandhabt wird, ergibt sich eine ruhige und gleichmäßige Linie und das liebe ich einfach.
Für einzelne Palietten, die nur so wie hingestreut auf dem Stoff liegen sollen, empfiehlt es sich 3 x von innen nach außen den Faden durch die Paliette zu führen. Das fertige Bild erinnert mich an eine gedrittelte Torte. Dann kann sie Einzelpaliette nicht mehr weg rutschen. Allerdings sollte dann der Faden hinten gleich verstochen werden, da der Abstand zur nächsten recht groß ist und der Faden nicht so dehnbar wie der Stoff ist, könnte er dann reißen. Bei dreimaligen Verknoten, überlege ich mir recht gründlich, ob ich nur mal so eine einzelne Palliete einstreue oder nicht. Das Verhältnis von 3 Einstichen und 3 Knoten für eine Paiette ist ja recht uneffektiv.
Nächster Schritt in meinem Projekt waren die Fransen.
Aus meiner Trickkiste geplaudert: Wie ich Perlen auffädle, habe ich schon beim "Perlenjäckchen April 2007" und bei den "Ketten März 2008" beschrieben. Deshalb hier gleich weiter.
erstens den dicken Knoten am Ende des doppelt gelegten Fadens knüpfen,
zweitens die gewünschte Anzahl Perlen auffädeln (Fädelhilfen machen das Leben einfacher und schneller)
drittens die Nadel am unteren Rand des Tuches einstechen und
viertens den Faden 3 x fest verknoten - abschneiden.
fünftens mit erstens wieder beginnen und auf gleichmäßigen Abstand zwischen den einzelnen Fransen achten.


Bei dieser Arbeit habe ich das Hüfttuch auf links gewendet und von links nach rechts angefangen die einzelnen Fransen an zu nähen und jede Franse jeweils 3 x verknotet. Wer Linkshänder ist, sollte von der anderen Seite her beginnen zu arbeiten. Der Faden verfängt sich auf diese Weise nicht so leicht in den schon fertigen Teilen der Handarbeit und es muß nicht so oft entfitzt und entwirrt werden. (Was habe ich darüber schon geflucht, diesmal jedoch ging es recht ruhig zu.)
Meine Handarbeitslehrerin in der 3. Klasse legte größten Wert darauf, dass auch die Rückseite der Handarbeiten ordentlich aussah. Und das hat bei mir sicherlich Spuren hinterlassen.
Als ich das erste mal das Hüfttuch angelegte, gefiel mir nicht, dass die herunter hängenden Enden nach dem Knoten die Innenseite einfach so zeigten. Deshalb beschloß ich nach zu arbeiten. Ich fütterte also die Innenseiten der Stoffenden ab, stickte eine einfache Reihe Palietten dagegen und war dann glücklicher.
Noch schnell die letzten Fransen angebracht und das nächste Training konnte kommen. zurück Ich wünsche allen viel Spaß beim nachareiten und maximale Tanzerfolge mit dem eigenen Hüfttuch.
Eure Intchi

April 2008